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08. April 2020 4 min Lesezeit

Checkpoint Charlie: die Brücke der Spione

Der Checkpoint Charlie war nur einer von insgesamt sieben Grenzübergängen zwischen Ost- und Westberlin, die ab 1961 errichtet worden waren. Und dennoch wurde dieser Grenzübergang in der Friedrichstraße zu Zeiten des Kalten Krieges weltberühmt und zählt heute zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Berlin. Der Grund: Der Checkpoint Charlie stand immer wieder im Brennpunkt der Geschichte. So standen sich hier nach dem Mauerbau US-amerikanische und sowjetische Panzer gegenüber und die Welt schrammte nur haarscharf an einem dritten Weltkrieg vorbei. In den folgenden Jahren versuchten Bürger Ost-Berlins immer wieder spektakuläre Fluchten, die oft mit dem Tod endeten. Und nicht zuletzt tauschten die Sowjetunion und die alliierten Westmächte ihre enttarnten Agenten aus, weshalb so mancher den Checkpoint Charlie auch als „Brücke der Spione“ bezeichnete. 

 

Der Checkpoint Charlie als Kontrollpunkt der Alliierten 

Genutzt wurde der Checkpoint Charlie ausschließlich als Grenzübergang für DDR-Funktionäre, alliierte Militärangehörige und westliche Diplomaten. Diese durften nach Kontrollen den anderen Teil der Stadt passieren. Auf westlicher Seite wurde der Checkpoint Charlie, ebenso wie zwei weitere Berliner Grenzübergänge von den USA. 

 

Dass der Grenzübergang als Checkpoint bezeichnet wurde, hatte übrigens einen guten Grund: Denn die Westmächte erkannten die Staatsgrenze der DDR nicht völkerrechtlich anerkannt. Als eigener Staat anerkannt wurde die DDR nämlich erst 1972. 

 

Bricht ein neuer Krieg am Checkpoint Charlie aus? 

Der Hintergrund für den Aufmarsch der Panzer am 27. Oktober 1961 lag darin, dass die Führung der DDR die Rechte der Westmächte auf dem Gebiet der Stadt einschränken wollte. Die Panzer waren auf beiden Seiten mit scharfer Munition bestückt und die die Kommandeure hatten den Befehl, notfalls auch zu schießen. Im November reagierten die USA schließlich mit der Operation Stair Step auf diese neue Krise in Berlin. Im Rahmen dieser Operation wurden aus den USA mehr als 200 Kampfflugzeuge nach Frankreich verlegt, die dort bis zum August 1962 stationiert blieben. 

 

Hoffnung auf ein neues Leben 

So mancher Ost-Berliner versuchte in der Hoffnung auf ein besseres Leben im Westteil der Stadt die Flucht über den Checkpoint Charlie – nicht wenige bezahlten mit ihrem Leben dafür. Unter anderem hatte der 18jährige Peter Fechter am Nachmittag des 17. August 1962 zusammen mit seinem Freund Helmut Kulbeik ganz in der Nähe des Checkpoint Charlie versucht, die Berliner Mauer zu überwinden. Letzterem gelang die Flucht. Peter Fechter hingegen wurde auf der Mauer von den Kugeln dreier Schützen getroffen, fiel in den Todesstreifen in Ostberlin und blieb dort liegen, wo er vor den Augen der entsetzten Zeugen verblutete. 

 

Zwölf Jahre später versuchte Burkhard Niering, ein Volkspolizist, die Flucht, indem er einen Passkontrolleur als Geisel nahm. Auch er wurde bei seinem Fluchtversuch erschossen. Einen weiteren spektakulären Fluchtversuch unternahmen drei Ostberliner am 28. August 1989. Sie nutzten einen 7,5 Tonnen schweren Kieslaster als Fluchtfahrzeug, mit dessen Hilfe sie die Grenzsperren durchbrechen sollten. Als letztem Flüchtling am Checkpoint Charlie gelang Hans-Peter Spitzner die Flucht in den Westen: Zusammen mit seiner Tochter passierte er die Grenze im Kofferraum eines alliierten Fahrzeuges. 

 

Schließlich wurde der Checkpoint Charlie am 22. Juni 1990 abgebaut. Besichtigt werden kann er im Alliierten-Museum in Berlin. 

 

Der Checkpoint Charlie in der Gegenwart  

Heute zählt das Areal, auf dem sich der Checkpoint Charlie befand, zu den bekanntesten Berliner Sehenswürdigkeiten. Dort wurde im August 2000 ein originalgetreuer Nachbau der ersten Kontrollbaracke am Checkpoint Charlie errichtet. Auch die Sandsäcke, die damals aufgestapelt worden waren, wurden nicht vergessen – jedoch sind diese statt mit Sand mit Beton gefüllt. Die Berliner Mauer wurde zwar abgetragen, jedoch können die Besucher deren Verlauf anhand einer Doppelreihe von Pflastersteinen in der Zimmerstraße ersehen. In den 1990er Jahren keimte die Idee auf, nördlich der Mauerstraße ein American Business Center zu errichten. Geplant waren ursprünglich fünf Gebäude, errichtet wurden jedoch nur drei. 

 

Ein Hort der Geschichte  

Bereits am 14. Juni 1963 wurde das „Mauermuseum – Museum Haus am Checkpoint Charlie“ ganz in der Nähe der Berliner Mauer eröffnet. Dort können sich die Besucher über die Geschichte der Berliner Mauer und die Geschehnisse entlang der deutsch-deutschen Grenze in Berlin informieren. Die Ausstellung dort umfasst Fotos sowie Dokumentationen von geglückten Fluchtversuchen, aber auch die Fluchtfahrzeuge der Ostberliner. Dazu gehörten neben einem Mini-U-Boot auch Sessellifte, Heißluftballons und Fahrzeuge. Alljährlich wird dieses Haus von mehr als 800.000 Gästen besucht, womit es zu den meistbesuchten Museen in der Bundeshauptstadt gehört. 

 

Die Freilicht-Galerie und die BlackBox zum Kalten Krieg  

Auf dem Areal des Checkpoint Charlie wurde im Sommer 2006 eine Freilicht-Galerie eröffnet. Der Besuch dieser Galerie entlang der Schützen-, der Zimmer- und der Friedrichstraße ist kostenlos. Die Gäste erwarten dort umfangreiche Informationen zu verschiedenen Themen. 

 

So sind die zahlreichen Fluchten in den Westen das Thema in der Friedrichstraße. Dort erfahren die Besucher unter anderem, wie der Checkpoint bis zum Mauerfall Zug um Zug zu einer Abfertigungsanlage mit neun Spuren ausgebaut wurde. 

 

Der Checkpoint Charlie als Brennpunkt der Konfrontation zwischen Ost und West ist das Thema an der östlichen Galeriewand. Hier sind unter anderem Fotos vom Aufmarsch der Panzer 1961 zu sehen. Eine Übersicht über Dokumentationszentren, Museen und wichtige Orte des Gedenkens und der Erinnerung runden das Angebot der Freilicht-Galerie in der Zimmerstraße ab. 

 

Auf der östlichen Seite der Friedrichstraße wurde 2012 ein weiteres Ausstellungsgelände namens „BlackBox Kalter Krieg“ eingerichtet. Im Focus stehen hier zeitgeschichtliche Ereignisse rund um den Checkpoint Charlie.